Fr, 09.08.201321. Deutscher Umweltpreis geht erstmals an zwei Frauen

Osnabrück (epd). Erstmals in der 20-jährigen Geschichte des Deutschen Umweltpreises teilen sich zwei Frauen den mit 500.000 Euro höchst dotierten Umweltpreis Europas. Der 21. Preis geht in diesem Jahr an die Pionierin im Markt für Öko-Dämmstoffe, Carmen Hock-Heyl (58) aus Nördlingen (Bayern), und an die «Stromrebellin» Ursula Sladek (67) aus Schönau im Schwarzwald, teilte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt am Freitag mit.

Beide Frauen hätten ihre Ideen «in Zeiten, in denen sie nur belächelt wurden, mit Überzeugungskraft, Kompetenz und Hartnäckigkeit gegen massive Widerstände» durchgesetzt, sagte Stiftungs-Generalsekretär Fritz Brickwedde. Bundespräsident Joachim Gauck wird die Auszeichnung den Angaben zufolge am 27. Oktober in Osnabrück überreichen. Sie wird seit 1993 jährlich für herausragende Leistungen und vorbildlichen Einsatz im Umweltschutz vergeben.

Carmen Hock-Heyl habe Dämmmatten aus Hanf für den Hausbau am Markt etabliert. Doch zunächst habe sie gegen Widerstände und Desinteresse kämpfen müssen, betonte Brickwedde. Sie habe den gesamten Prozess von der Aussaat des Hanfs über die Produktion der Matten bis zum Recycling komplett neu aufgebaut.

Dabei habe die Firmengründerin viel Geld investiert und Überzeugungsarbeit bei Politikern und Verbänden geleistet. Mittlerweile sei ihre Firma Hock europaweit Marktführerin für
Naturfaserdämmstoffe: «Sie hat Ökologie und Ökonomie in Einklang gebracht, gesundes Bauen gefördert und regionale Wirtschaftskreisläufe wiederbelebt.» Das neueste Produkt ihrer Firma «Thermo-Hanf Plus» sei vollständig biologisch abbaubar.

Ursula Sladek ist Mitbegründerin einer Bürgerinitiative, die nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 ins Leben gerufen wurde. Sie habe sich schon damals für die Vision einer sicheren, wirksamen und zukunftsfähigen Stromversorgung eingesetzt, hob der Generalsekretär hervor. 1994 seit daraus der Ökostromanbieter Elektrizitätswerke Schönau (EWS) hervorgegangen. Von Anfang an seien die Einwohner als Stromkunden in die Arbeit der EWS einbezogen gewesen.

Sladek und ihre Mitstreiter hätten viele Hürden gemeistert, die der damalige Stromanbieter etwa durch überhöhte Verkaufspreise aufgebaut habe. 1997 hätten die EWS das Schönauer Stromnetz übernommen. Bereits 1999 hätten sie mit dem bundesweiten Stromvertrieb begonnen. 2009 sei eine Genossenschaft «Netzkauf EWS» gegründet worden. Viele Städte und Gemeinden orientierten sich bis heute am Modell Schönau, lobte Brickwedde. «Sladek hat sich zusammen mit den Bürgern gegen einen großen Energieversorger durchgesetzt und einen ökologischen Wandel bewirken können.»

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