Aus den Kirchenkreisen

Di, 14.10.2014„Soviel du brauchst oder Wohlstand ohne Wachstum!?“

Sander Gespräch Wirtschaftsminister Olaf Lies und Niko Paech

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (links) diskutierte mit Niko Paech (rechts). Pastor Gerd Pöppelmeier moderierte. Foto: ELKiO/ Annette Kellin

Funktioniert die Gesellschaft auch ohne stetiges Wachstum? Die vorherrschende Meinung ist eindeutig: Um den Wohlstand zu sichern, muss die Wirtschaft stetig wachsen. Doch kann das gut gehen? Kann es das überhaupt geben? Und vor allem tut sich die Frage auf, wie stetiges Wachstum in Einklang zur Bewahrung der Schöpfung zu bringen ist.  Beim „Sander Gespräch“ unter dem Titel „Soviel du brauchst oder Wohlstand ohne Wachstum!?“ trafen am 10. Oktober Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies und Professor Dr. Niko Paech, Ökonom an der Universität Oldenburg im evangelischen Gemeindehaus in Sande mit zwei völlig konträren Meinungen aufeinander.

Die Besucherinnen und Besucher im übervollen Saal verfolgten eine spannende Diskussion, zu der der Sander Pastor Gerd Pöppelmeier eingeladen hatte. Er moderierte auch das Gespräch. Eine Diskussion, die dringend nötig sei vor dem Hintergrund, dass heute allein 50 Prozent der Lebensmittel in Deutschland weggeworfen würden, jedes Wochenende mehr als ein halbes Kilo Werbematerialien im Briefkasten landeten und die Frage nach dem, was für die nachfolgende Generation übrig bleibe und wie es sich mit der Fairness weltweit verhalte, immer drängender werde, meinte er.  

Die angesetzten zwei Stunden reichten allerdings bei weitem nicht aus, einen „Königsweg“ zu erarbeiten. Im Gegenteil, es wurde deutlich, dass sich ein tiefer Graben zwischen den Positionen auftut. Olaf Lies erklärte, Wachstum sei nötig, müsse aber heute auf soziale und ökologische Verträglichkeit abgeklopft werden und Nachhaltigkeit sicherstellen. Es gehe hier mehr um neue Arbeitsplätze zu fairen Bedingungen, zudem um Innovationen im technischen Bereich. Er sprach von einem „qualitativen Wachstum“. Niko Paech dagegen geißelte die aktuelle Politik des Wachstums als menschenverachtend und als wesentlichen Faktor der Umweltzerstörung. Die Ressourcen stünden vor dem Aus, sowohl im menschlichen Bereich als auch sonst: nie sei der Verbrauch von Antidepressiva so hoch gewesen, die Zerstörung der Natur so groß, der Flächenverbrauch so massiv, der Abbau und Verbrauch von Rohstoffen so enorm. Auch an der grünen Politik ließ er wenig Positives: „Auch erneuerbare Energien sind nicht zum Nulltarif zu haben“, so der Ökonom. Jede Art von Wachstum gehe auf Kosten der Umwelt.   

Paech zeichnete ein Bild von einer zukünftigen Gesellschaft, die zurück zu mehr Miteinander führt, zu mehr Eigenversorgung und weniger Arbeitszeit für Lohn. Diese Welt habe mit der Wirklichkeit gar nichts zu tun, erklärte Lies. Es folgte eine zum Teil sehr heftige Diskussion, doch konkrete Antworten konnte hier keiner der anwesenden Gäste mit nach Hause nehmen dafür aber jede Menge Anregungen und Fragen für das eigene Verhalten.   Ein Beitrag von Annette Kellin.



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