Sa, 16.05.2009Keine Mehrheit für eine gemeinsame Kirche in Niedersachsen

Hannover/Goslar/Rastede (epd). Für eine Neuordnung der Kirchenlandschaft in Niedersachsen gibt es keine Mehrheit. Die Landeskirchen von Braunschweig und Oldenburg wiesen am Freitag Pläne zur Bildung einer gemeinsamen evangelischen Kirche in Niedersachsen zurück. Zuvor war bereits die Kirche von Schaumburg-Lippe auf Distanz zu den Überlegungen gegangen. Dagegen hatte die Synode der hannoverschen Landeskirche ein weiteres Zusammenrücken der fünf niedersächsischen Landeskirchen unterstützt. Die Evangelisch-reformierte Kirche will zunächst in ihren Gemeinden über die Neuordnung diskutieren.    Das braunschweigische Kirchenparlament sprach sich in Goslar allerdings für eine engere Zusammenarbeit der fünf niedersächsischen Landeskirchen aus. Bischof Friedrich Weber äußerte sich «hochzufrieden» über den Beschluss. «Der Weg zu einer niedersächsischen Kirche ist einen Türspalt offen geblieben», sagte er. Der Bischof warb für eine enge Kooperation mit den Nachbarkirchen. Es gebe ernsthafte Gründe, Synergieeffekte zu erreichen und Mehrarbeit zu vermeiden. Die Kirche sei auch nicht dazu da, regionale Identitäten zu begründen, sagte Weber.    Als derzeitiger Vorsitzender des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen hatte Weber die Diskussion über einen Zusammenschluss im März bei der Konföderationssynode angeregt. Der 1971 gegründeten Konföderation gehören die lutherischen Kirchen von Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe sowie die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer an.    Vor der Oldenburger Synode in Rastede sagte Bischof Jan Janssen, derzeit sei nicht ersichtlich, welche inhaltlichen und finanziellen Vorteile eine Fusion für die fünf Kirchen bringen könne. Die Landeskirche sei zurzeit mit eigenen Reformen beschäftigt. «Eine weitere, noch viel gravierendere Strukturdebatte würde den eingeleiteten Reformprozess negativ berühren, womöglich sogar gefährden», sagte er. Die 60 Delegierten lehnten nahezu einmütig einen Zusammenschluss ab. Sie Synode will aber prüfen, an welchen Stellen eine engere Zusammenarbeit «möglich, sinnvoll oder notwendig ist».    Das hannoversche Kirchenparlament der mit rund drei Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche hatte vor einer Woche einstimmig beschlossen, den Reformprozess zu unterstützen. Ein Reformausschuss der Konföderation solle ein Konzept und einen Zeitplan erarbeiten, hieß es. Landesbischöfin Margot Käßmann hatte auf die organisatorischen Vorteile hingewiesen. So könnten langwierige Abstimmungsprozesse wie bei der Kirchensteuer entfallen.    Die Synode von Schaumburg-Lippe hat die Überlegungen zur Bildung einer gemeinsamen Kirche als «verfrüht und kontraproduktiv» bezeichnet: «Das Starten des Prozesses birgt die Gefahr, dass er als von oben verordnet wahrgenommen und von den Menschen nicht mitgetragen wird», hieß es in dem Beschluss.    Die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche hatte im April zurückhaltend auf einen möglichen Zusammenschluss reagiert, aber beschlossen, dass sich die Reformierten an weiteren Gesprächen in der Konföderationssynode beteiligen wollen. Zunächst sollen jedoch die 142 reformierten Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu über eine eventuelle Neuordnung der Kirchenlandschaft diskutieren. Bis zur Frühjahrssynode 2010 soll das Ergebnis vorliegen.

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