Do, 05.11.2009Zentralstelle lehnt freiwillige Verlängerung des Zivildienstes ab - Sozialer Friedensdienst fordert Umstieg auf Freiwilligendienste

Wilhelmshaven (epd). In der Debatte um die geplante Verkürzung des Zivildienstes von neun auf sechs Monate hat die Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer eine freiwillige Verlängerung der Zivi-Zeit abgelehnt. Freiwillige Zivildienst-Monate müssten so bezahlt werden wie freiwillige Wehrdienstmonate, sagte der Geschäftsführer der Zentralstelle mit Sitz in Bockhorn bei Wilhelmshaven, Peter Tobiassen, am Mittwoch dem epd. Das seien rund 1.700 Euro im Monat.

«Damit wären freiwillige Zivis in vielen Bereichen, etwa der Pflege, teurer als regulär nach Tarif bezahltes Personal», erläuterte Tobiassen. Würden die entstehenden Kosten den sozialen Einrichtungen aufgebürdet, erhielten diese eine Mogelpackung. Die freiwillige Verlängerung des Zivildienstes war angeregt worden, damit soziale Einrichtungen etwa in der Alten- oder Behindertenhilfe weiter Zivildienstleistende einsetzen können. Viele Einrichtungen hatten kritisiert, ein sechsmonatiger Dienst sei zu kurz.

Mit der Verkürzung des Zivildienstes auf sechs Monate könnten laut Tobiassen rund 170 Millionen Euro im Zivildienst-Haushalt des Bundes eingespart werden, der derzeit 650 Millionen Euro umfasse. Frei werdende Gelder müssten konsequent genutzt werden, um die Freiwilligendienste zu stärken wie etwa das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), forderte die Zentralstelle.

Vertreter des Sozialen Friedensdienstes (SFD) in Deutschland forderten einen konsequenten Umstieg auf Freiwilligendienste. «Das Freiwillige Soziale Jahr ist wesentlich besser als ein Zwangsdienst als Lernfeld zur Berufsorientierung und für die eigene Persönlichkeit geeignet», sagte der Bremer SFD-Geschäftsführer Andreas Rheinländer. Die Sozialen Friedensdienste sind bundesweit unter dem Dach der Diakonischen Werke organisiert.

Die Debatte selbst sei nicht neu und könne niemanden überraschen, sagte Rheinländer. «Der Umbau hat längst begonnen.» Der SFD habe ihn schon vor zwölf Jahren eingeleitet, erläuterte der Geschäftsführer am Beispiel Bremen: «Damals hatten wir 100 Zivis und vier FSJ-Stellen, heute haben wir 130 Jugendliche im FSJ und 29 Zivis.» Derzeit begleiteten Freiwillige oft behinderte Kinder und Erwachsene.

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