Mi, 01.10.2014Zahl der Protestanten in Hochburg Hannover sinkt deutlich

Hannover (epd). Die evangelische Kirche in der Landeshauptstadt Hannover muss erhebliche Mitgliederverluste verkraften. In diesem Jahr sei die Zahl der Protestanten im evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverband erstmals unter die Marke von 200.000 Mitgliedern gesunken, sagte Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann am Mittwochabend beim Stadtkirchentag. Sie liegt derzeit bei rund 199.000 in 60 Gemeinden. Im Jahr 2000 hatte der Verband noch 262.000 Mitglieder in 80 Gemeinden - zum Verband gehörte damals allerdings noch die Nachbarstadt Langenhagen.

Hannover gilt traditionell als Hochburg der Protestanten. Hier haben unter anderem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers sowie zahlreiche evangelische Werke und Verbände ihren Sitz.

Trotz mancher Aufbrüche und Neuanfänge gebe es viel zu viele Austritte, sagte Heinemann. Statistisch betrachtet verliere der Verband derzeit jährlich eine Gemeinde. «Das wirkt manchmal wie ein Hohn, und es tut Haupt- und Ehrenamtlichen weh, die sich täglich mühen und ihr Herzblut in unsere Kirche stecken.» Viele Entwicklungen machten aber auch Mut. Heinemann nannte den Umbau der zweitgrößten Kirche der Stadt, der Christuskirche, zu einem Internationalen Chorzentrum sowie den laufenden Wiederaufbau der Willehadi-Kirche in Garbsen, die im vergangenen Jahr durch Brandstiftung zerstört wurde.

Die Taufen und Aufnahmen könnten die Zahl der Todesfälle und Austritte nicht annähernd ausgleichen, berichtete der Delegierte Hartmut Tietz als Vertreter einer Arbeitsgruppe. Danach sind in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt rund 2.000 Menschen aus den Gemeinden des Verbandes ausgetreten - im laufenden Jahr voraussichtlich sogar doppelt so viele. Zahlreiche Menschen fühlten sich der Kirche kaum oder gar nicht verbunden, diese seien dann immer häufiger zum Austritt geneigt.

«Die religiöse Indifferenz nimmt ganz generell zu», sagte Tietz. Junge Menschen fühlten sich immer weniger der Kirche zugehörig, weil der christliche Glaube in den Elternhäusern immer seltener weitergegeben werde. Die Arbeitsgruppe schlug vor, verstärkt für kirchliche Angebote wie Taufe, Konfirmation und Trauung zu werben. Besonders wichtig seien Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Familien. Tietz regte auch eine bessere Mitgliederpflege an. So könne es etwa Geburtstagsbriefe mit Einladungen oder einen Besuchsdienst für neu Zugezogene geben.

Internet: www.kirche-hannover.de


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