Di, 04.06.2013Wissenschaftler sieht Religionen als wichtige Kraft zur Integration

epd-Gespräch: Dieter Sell
Oldenburg/Hannover (epd). Der hannoversche Religionswissenschaftler Peter Antes sieht in den Religionen Kräfte, die in hohem Maße integrierend und persönlichkeitsbildend wirken. Sie stünden einem breiten Publikum offen, betonte Antes in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Religionen integrieren behinderte und nichtbehinderte Menschen genauso wie Ausländer und Deutsche», betonte Antes. Der Experte war am Dienstag Hauptreferent eines Fachtages in Oldenburg unter der Leitfrage «Was tun Religionen für die Menschen?»

Religionen trügen sehr zur Identitätsbildung und Sinnstiftung bei, «verstärken Ich- und Heimatgefühle», bilanzierte Antes. «Das ist besonders wichtig für Migranten.» Im Dialog zwischen den Religionen etwa über Themen wie dem Kopftuch oder dem Kruzifix im Klassenraum werde eine demokratische Diskussionskultur eingeübt. Antes kann nicht nachvollziehen, dass Religionen medial oft nur als Auslöser für Konflikte dargestellt werden. «Das ist überzogen.»

Gefahren sieht der Wissenschaftler allerdings in Gemeinschaften, die sich abschotten, «vor allem in fundamentalistischen Gruppen». Die gebe es längst nicht nur unter Muslimen, sondern auch bei den Christen. «Es wird gefährlich, wenn sich Identitäten ausschließlich auf Religion reduzieren.»

Dem müsse ein Dialog entgegengesetzt werden, wie er durch den Fachtag des Präventionsrates in Oldenburg möglich werde. Doch ein Dialog gelinge nur, wenn man voneinander wisse. Die jeweiligen Hintergründe der Religionen zu kennen, sei eine unabweisbare Voraussetzung, wenn das Zusammenleben gelingen solle. «Religionen sind unterschiedlich - und wollen es auch sein.» Diese Unterschiede stünden aber gemeinsamen Aktionen «und einer Gemeinschaft im Staat nicht im Wege».

Antes bezog sich in seiner Analyse auch auf den aktuellen «Religionsmonitor» der Bertelsmann-Stiftung. Die Studie hatte festgestellt, dass in der Bevölkerung vor allem die traditionellen Funktionen der Kirchen gefragt sind. So sollen sie Räume für Stille und Gebete sowie ansprechende Gottesdienste bieten. Außerdem ist den Befragten wichtig, dass sich die Kirchen für schwache, kranke und behinderte Menschen einsetzen. Die Untersuchung zeigte außerdem, dass soziales Engagement mit der Verbundenheit zur Kirche zunimmt.



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