Mi, 28.09.2011Wichernstift in Ganderkesee meldet erneut Insolvenz an

Ganderkesee/Kr. Oldenburg (epd). Das Altenheim des evangelisch-lutherischen Wichernstiftes in Ganderkesee erneut Insolvenz angemeldet. Sehr zügig solle nun ein unabhängiger Unternehmensberater die Einrichtung analysieren und gegebenenfalls einen Rettungsplan entwickeln, sagte der Bremer Insolvenzverwalter und Anwalt Berend Böhme am Dienstag: «Dabei wird es keine Tabus geben.» Das Heim hatte bereits vor neun Monaten zum ersten Mal Insolvenz angemeldet. Bis dahin gehörte es zur Oldenburger Diakonie.

Bis auf weiteres werde der Betrieb mit seinen 139 Bewohnern und 96 Mitarbeitenden weitergeführt, sagte Böhme. Die Beschäftigten erhielten von der Agentur für Arbeit bis Dezember ein Insolvenzgeld in Höhe ihres bisherigen Einkommens. Er rief die Geschäftsführung und den Betriebsrat zu einem «Burgfrieden» auf.

Nach der ersten Insolvenz ging das Haus zum 1. Februar in eine Auffanggesellschaft über, die nicht mehr der Diakonie angehörte. Zwar wurden damals alle Mitarbeitenden übernommen, doch sie mussten auf 18 Prozent ihrer Gehälter verzichten.

Anfang September wurden die Pflegesätze für das Haus bei Verhandlungen mit den Krankenkassen und dem Landkreis Oldenburg um 2,8 Prozent gesenkt, berichtete Geschäftsführer Friedrich Mohn. Die Kostenträger hätten ihre Kürzungen mit den geringeren Personalkosten seit der Insolvenz begründet. Um den Betrieb weiterführen zu können, sei jedoch mindestens eine Nullrunde nötig gewesen.

Er habe der Belegschaft einen Rettungsplan vorgelegt, der weitere Gehalteinbußen vorgesehen habe, sagte Mohn. Weil nicht alle Mitarbeiter zugestimmt hätten, habe er nun die Insolvenz beantragen müssen. Für das kommende Jahr sehe er keine wirtschaftliche Perspektive mehr.

Der Betriebsratsvorsitzende Jörg Bauer kritisierte Mohn. Der Geschäftsführer habe den Betriebsrat nicht rechtzeitig eingeweiht und nicht das Gespräch gesucht: «Unter geeigneten Umständen wären wir zu Konzessionen bereit gewesen.»

Insolvenzverwalter Böhme kündigte an, das Gespräch mit den Diakonischen Werken der hannoverschen, oldenburgischen und bremischen Kirche über eine Übernahme zu suchen. Eigentümer der Gebäude sei der Verein Wichernstift, der aus historischen Gründen zur Diakonie der hannoverschen Landeskirche gehört.

Der Verein habe im Februar der Auffanggesellschaft einen sechsstelligen Betrag als Startkapital geschenkt und wolle nicht an einen Billigpflege-Anbieter vermieten. Frühestens in der zweiten Novemberhälfte sei eine Tendenz abzusehen, ob und wie es mit dem Heim weitergehen kann, sagte Böhme.


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