Mi, 23.02.2011Volkshochschule trennt sich von islamistischem Dozenten

Oldenburg/Hannover (epd). Die Volkshochschule Oldenburg hat sich von einem islamistischen Dozenten getrennt. Der Verfassungsschutz in Brandenburg habe die Volkshochschule darauf hingewiesen, dass der Dozent ein extremistisches Lehrbuch für seinen Islam-Kurs einsetze, bestätigte die stellvertretende Direktorin Jana Blaney am Dienstag dem epd. Die Bildungsstätte habe sich daraufhin unverzüglich von dem Mann getrennt.

Das umstrittene Buch wird Blaney zufolge über die Internetseite des Vereins «way-to-allah e.V.» (Weg zu Allah) zum Herunterladen vertrieben und ist auf der Titelseite mit einem nachgemachten VHS-Logo versehen. Der Verein mit Sitz im Bergheim bei Köln werde vom Verfassungsschutz mehrerer Bundesländer überwacht.

Der Brandenburger Verfassungsschutz hatte am Freitag vor dem Lehrbuch gewarnt. Der Verein versuche, Dozenten zu gewinnen, um mit dem Buch an den Volkshochschulen die islamistische Strömung des Salafismus zu verbreiten, heißt es darin. Diese Richtung sei demokratie- und frauenfeindlich.

Die Türkisch-islamische Gemeinde zu Oldenburg bestätigte, dass der entlassene Dozent als Dialogbeauftragter der Moschee-Gemeinde tätig ist. Der türkischstämmige Unternehmer habe seine Kurse eigenverantwortlich in Kooperation mit der Volkshochschule in den Räumen der Gemeinde angeboten. Seine Entlassung aus dem Ehrenamt werde vorbereitet.

Die Moschee-Gemeinde betonte, dass die Literaturliste für den Islam-Kurs in Verantwortung der Volkshochschule gelegen habe. Die Gemeinde sei weder direkt noch indirekt an der Seminargestaltung, den Inhalten und der Literaturauswahl beteiligt gewesen. Der Dozent habe eigenen Aussagen zufolge das Lehrbuch nicht im Unterricht verwendet, obwohl es im Literaturverzeichnis aufgeführt sei.

Die Direktorin des Niedersächsischen Landesverbandes der Volkshochschulen mit Sitz in Hannover, Veronika Jaeger, kündigte eine bundesweite Warnung an alle rund 1.000 Volkshochschulen an. Weiter bereiteten der Landes- und der Bundesverband eine Urheberklage gegen die Autoren des Lehrbuchs vor. «Außerdem haben wir juristische Schritte eingeleitet, damit der Verein alle Hinweise auf die Volkshochschulen von seiner Internetseite tilgt.»

Jaeger sagte, ihr seien keine weiteren Fälle bekannt, bei denen Dozenten versuchten, islamistisches Gedankengut in einer Volkshochschule zu verbreiten. Trotz des Vorfalls werde es dort weiterhin Kurse zum Islam geben: «Das gehört zu unserem Bildungsauftrag.»

Der Generalsekretär der Türkisch-Islamische Union der Anstalt der Religion (DITIB) in Deutschland, Ali Ihsan Ünlü, distanzierte sich ausdrücklich von den Vorgängen in Oldenburg. «Wir wenden uns gegen jede Form des Extremismus. Wir wollen für Verständnis und Freundschaft werben.»

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.