Mo, 04.05.2009Umweltschützer, Pazifist und Seelsorger für Millionen - Der evangelische Pfarrer und Bestseller-Autor Jörg Zink

Bremen/Stuttgart (epd). Auf evangelischen Kirchentagen strömen Zehntausende, meist junge Menschen zu seinen Vorträgen. Hunderttausende versammelte der Stuttgarter Theologe Jörg Zink beim «Wort zum Sonntag» vor den Fernsehschirmen. Und mit weltweit 18 Millionen verkauften Exemplaren ist der Verfasser von fast 200 Büchern einer der bekanntesten evangelischen Autoren der Gegenwart.

Seinen ersten Kirchentag erlebte der württembergische Pfarrer 1952 in Stuttgart, das Motto lautete «Wählt das Leben». Als Aktiver ist er seit 1956 in Frankfurt dabei. «Damals hatte man fast vergessen, dass man den Kirchtag biblisch orientiert», erinnert sich Zink. Deshalb sei er dafür eingetreten, die Bibel wieder stärker in das Bewusstsein zu holen.

Der heute 86-Jährige ist für seine Bibelarbeiten besonders bekannt. Seit 1981 in Hamburg begleitet ihn Hans-Jürgen Hufeisen mit seiner Blockflöte. Zink erinnert sich an den ersten gemeinsamen Auftritt: «Wir haben das Messegelände verlassen und sind auf die Hamburger Moorweide umgezogen, wo 40.000 Menschen Platz fanden.» Zinkt lacht: «Hufeisen spielte mit seiner kleinen Flöte zwischen Straßenbahn und Autoverkehr gegen den Lärm an - und wurde gehört, es war hinreißend!»

Den Kirchentag 1981 in Hamburg hält Zink für einen der wichtigsten. Damals habe sich die Friedensbewegung etabliert, und der konziliare Prozess sei in Gang gekommen, nämlich die Bewegung der christlichen Kirchen zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Das sind Anliegen, die Zink zu seinen Lebensthemen gemacht hat.

Der populäre Pfarrer zählt zu den Unbequemen. Jahrzehnte, ehe von den Grünen die Rede war, engagierte er sich für die Umwelt und protestierte gegen Krieg und Aufrüstung. 1979 trat Zink der Partei bei und wurde ein «Grüner der ersten Stunde». Den Egoismus des westlichen Wirtschaftssystems prangert der Vater von drei Töchtern und einem Sohn ebenso an wie die weltweite Verletzung der Menschenrechte.

Als Prediger und Schriftsteller, Filmemacher und Publizist äußert Zink aber nicht nur sein Unbehagen an den Zuständen in Politik und Gesellschaft, sondern auch an der Kirche. Er warnt vor einer Kirche, die um ihre Stabilität bangt und «sich krampfhaft bemüht, in ihrem Status zu bleiben - bei ihrem Geld, bei ihren Ämtern». So ist für den streitbaren Pfarrer die Zeit der Konfessionen in ihrer «festungsähnlichen Abgeschlossenheit» längst vorbei.

Protestanten und Katholiken sollten gemeinsam Abendmahl feiern und, wenn überhaupt, erst später über Gegensätze streiten. Für überholt hält Zink traditionelle Glaubensformeln der alten Kirche. Diese seien zu abstrakt und erreichten die Menschen heute nicht mehr.

Zink kritisiert auch das Bemühen der evangelischen Kirche um ein protestantisches Profil - eine Debatte, die beim vergangenen Kirchentag in Köln geführt wurde. «Darauf kommt es gerade im Hinblick auf die Globalisierung nicht an, sondern auf ein gemeinsames Profil der Christen in der Welt», sagte Zink in einem Interview 2007. «Wenn wir Gerechtigkeit wollen, können wir das nicht als protestantische Kirche durchsetzen, sondern müssen uns mit allen Religionen der Welt verbünden.»

Nach Zinks Ansicht ist dabei der Islam der wichtigste Partner. Auf dem Kirchentag vom 20. bis 24. Mai in Bremen wird der schwäbische Pfarrer in einer Bibelarbeit über «Abraham und Hagar» sprechen. Dabei gehe es um die Gemeinsamkeiten zwischen Islam und Christen. Das Verhältnis zwischen Muslimen und Christen werde erneut eines der großen Themen des Kirchentags sein, vermutet Zink.

Dass der Kirchentag eine Massenveranstaltung sei und sich nicht um das Wesentliche drehe, davon will Zink nichts wissen. «Natürlich gibt es Leute, die sich vom gemeinsamen Nachdenken verabschiedet haben, aber jeder Kirchentag war ernsthaft.» Der Kirchentag habe immer aktuelle Fragen aufgegriffen, die brannten.

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