Mo, 25.04.2011Tausende Menschen protestieren in Niedersachsen gegen Atomkraft

Hameln/Salzgitter/Esenshamm (epd). Mehr als 120.000 Menschen haben am Ostermontag nach Angaben von Atomkraftgegnern in ganz Deutschland für das Abschalten von Kernkraftwerken demonstriert. In Niedersachsen umzingelten den Veranstaltern zufolge 15.000 Teilnehmer das Atomkraftwerk Grohnde in Emmerthal bei Hameln. Die Polizei sprach von 5.000 Menschen. Weitere 11.000 (nach Polizeiangaben 8.000) demonstrierten in Salzgitter in der Nähe des ehemaligen Bergwerkes Schacht Konrad sowie in Helmstedt gegen das frühere DDR-Atommülllager Morsleben im heutigen Sachsen-Anhalt. Noch einmal 5.100 Frauen, Männer und Kinder (Polizei 4.000) kamen in Esenshamm am Atomkraftwerk Unterweser zusammen.

In Grohnde schwenkten die Atomkraftgegner vor den Kühltürmen und der Reaktorkuppel gelbe Fahnen mit der roten Anti-Atom-Sonne und riefen «abschalten». Die Teilnehmer waren aus vielen Orten vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen angereist. Bauern waren aus Hildesheim, Göttingen und Bielefeld mit rund 80 Traktoren gekommen, die sie mit dem gelben X der Anti-Atombewegung geschmückt hatten. Sie wollten einen Apfelbaum und einen Kirschbaum zur Erinnerung an Tschernobyl und Fukushima pflanzen.

Die Kundgebung begann mit einer Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer der Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima. Hiltrud Schwetje erinnerte an die Folgen des Super-GAUs von Tschernobyl, der sich an diesem Dienstag zum 25. Mal jährt. Die frühere Ehefrau von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) sprach von 1,5 Millionen Toten infolge der Katastrophe. Schwetje, die viele Jahre in der Hilfe für Tschernobyl-Kinder aktiv war, sagte: «Jedes Atomkraftwerk bedroht uns alle.» Sie rief: «Wenn wir die Welt für unsere Kinder retten wollen, müssen wir etwas tun.»

In Salzgitter kritisierte der DGB-Bezirksvorsitzende Hartmut Tölle die Atompolitik der Bundesregierung. Die Kernkraftnutzung sei ethisch und politisch nicht  vertretbar sowie technisch nicht beherrschbar. Den Atom-Lobbyisten müsse das Handwerk gelegt werden, forderte der Gewerkschafter. In der Asse sei das Vertrauen in die Atompolitik endgültig entsorgt worden.

In der Region Braunschweig waren 70 «Haltestellen zum Atomausstieg» eingerichtet worden. Dort trafen sich die Teilnehmer, um sich mit Treckern, Bussen, Rollern oder Fahrrädern nach Salzgitter zu bewegen. Kritiker des früheren DDR-Atommülllagers Morsleben versammelten sich in der Helmstedter Innenstadt und fuhren von dort vor den Schacht. Die Polizei geleitete die Busse der Demonstranten mit Motorrädern und Blaulicht-Fahrzeugen zur Bühne. «So haben sich die Zeiten verändert», bemerkte ein Aktivist der Anti-Atombewegung. In der Wesermarsch in Esenshamm errichteten Kanufahrer undFreizeit-Skipper vor dem Atomkraftwerk eine Sperre auf dem Wasser.

Für den 28. Mai kündigten die Atomkraftgegner weitere bundesweite Proteste an. Bevor die Bundesregierung ihren Atom-Fahrplan beschließen werde, seien in 20 Städten Großdemonstrationen und Blockaden von Atomanlagen geplant, hieß es.

Internet: www.tschernobyl25.de; www.ausgestrahlt.de


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