Di, 18.08.2009Patientenberater registrieren zunehmend Probleme in der medizinischen Versorgung behinderter Menschen

Bremen/Bremerhaven (epd). Immer mehr Ratsuchende wenden sich mit Problemen in der medizinischen Versorgung behinderter Menschen an die Unabhängige Patientenberatung in Bremen. So benötigten behinderte Patienten mehr Zeit, sagte am Montag Geschäftsführerin Elisabeth Goetz. Auf die Lösung dieser Probleme seien aber die Ärzte genauso wie das Versorgungs- und Honorierungssystem unzureichend eingestellt, erläuterte die Beraterin in ihrer Bilanz für 2008.

Köperbehinderte Menschen benötigten mehr Zeit, um sich an- und auszuziehen oder um auf die Liege oder den Untersuchungsstuhl zu kommen, sagte Goetz, die selbst Ärztin ist. Für geistig oder sprachlich behinderte Menschen sei es schwieriger, Fragen und Erläuterungen des Arztes zu verstehen oder sich selbst verständlich zu machen. Diese Situation löse bei Ärzten und Patienten gleichermaßen Druck und Unbehagen aus.

Vor einem Jahr hatte es im Land Bremen eine öffentliche Diskussion über die ärztliche Unterversorgung behinderter Frauen gegeben. Die Praxen seien oft nicht auf die Bedürfnisse behinderter Menschen eingestellt, kritisierten Betroffene. Die Umkleidekabinen seien zu klein, technische Hilfsmittel wie Lifter fehlten. Swantje Köbsell vom Vorstand des Vereins «SelbstBestimmt Leben» kritisierte, in Bremen gebe es keine rundum barrierefreie gynäkologische Praxis. Mittlerweile werden nach ihren Worten an einem Runden Tisch Wege zur Lösung der Misere gesucht. Es gehe «schleppend» voran, sagte sie dem epd.

In der Patientenberatung waren 2008 Fragen rund um Behandlungsfehler, Zahnersatz und Patientenverfügungen Dauerbrenner. Zudem wurden Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen zur Arbeitsunfähigkeit kritisiert. «Nach wie vor wenden sich viele Patienten an uns, weil Ärzte ihnen die Verordnung von Arznei- oder Heilmitteln wie etwa eine Lymphdrainage unter Hinweis auf ihr Budget verweigern», ergänzte Goetz. 2008 gab es in der Unabhängigen Patientenberatung fast 5.900 Gespräche mit mehr als 3.700 Ratsuchenden. Seit Bestehen sind es den Angaben zufolge etwa 40.800 Beratungen.

Anfang 1998 nahm die Unabhängige Patientenberatung unter der Leitung des evangelischen Theologen Jürgen Moroff in der Bremer Innenstadt ihre Arbeit auf. Mittlerweile ist sie auch in Bremerhaven und in Bremen-Nord vertreten. Ende 2005 übergab Moroff die Leitung an die Juristin Anette Drewes-Kirchhoff. Bis heute komme es darauf an, Patienten im Irrgarten des Gesundheitswesen zu beraten und gleichzeitig Ärzten wie Krankenkassen den Spiegel vorzuhalten, wo es welche Probleme gebe, hieß es.

In den zurückliegenden Jahren ging es häufig um das begrenzte Budget von Ärzten und um Selbstzahler-Leistungen. Einen weiteren Schwerpunkt nahmen Anfragen ein, in denen sich Patienten beschwerten, sie hätten von ihrem Arzt zu wenig oder unverständliche Informationen über ihre Krankheit, therapeutische Maßnahmen und Medikamente erhalten. Kommunikationsprobleme sind laut Drewes-Kirchhoff Dreh- und Angelpunkt der Beratung.

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