Mi, 06.05.2009Leitende Theologen kritisieren Innensenator-Ruf nach «sauberem Kirchentag»

Bremen (epd). Leitende Theologen haben den Vorschlag des Bremer Innensenators Ulrich Mäurer (SPD) kritisiert, der während des Kirchentages vom 20. bis 24. Mai im Stadtkern keine betrunkenen Obdachlosen dulden will. «Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist keine simple Glitzer-Show des schönen Scheins», kritisierten am Dienstag Landesdiakoniepfarrer Michael Schmidt und der theologische Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms.

Mäurer hatte nach Medienberichten gesagt, die vielen Trinker in der Stadt seien kein angenehmer Anblick. «Gerade zum Kirchentag sollen die Besucher von unserer Stadt einen schönen Eindruck bekommen. Darum werden wir dafür sorgen, dass dieses Bild sich ändert.» Brahms und Schmidt entgegneten, eine Aufräumaktion nach dem Motto «aus den Augen, aus dem Sinn» sei der falsche Weg: «Wir sollten die Stadt nicht anhübschen, sondern sie vielmehr mit den Augen der Armen sehen.»

Diese Perspektive zeige die Nöte vieler Menschen und ermutige dazu, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen, schreiben die Theologen in einer Stellungnahme. Nicht ohne Grund laute das Motto des Kirchentages «Mensch, wo bist du?». Es sei nicht im Sinne des Kirchentages, soziale Probleme einfach auszublenden. Im Gegenteil thematisiere die Großveranstaltung in zahlreichen Veranstaltungen die soziale Schieflage in Deutschland und diskutiere Auswege hin zu mehr Verteilungsgerechtigkeit.

Während des Kirchentages, zu dem etwa 100.000 Dauerteilnehmer in Bremen erwartet werden, wird in der Innenstadt auf dem Liebfrauenkirchhof ein «Diakonisches Dorf» mit einem Café aufgebaut. «Hier begegnen den Kirchentags-Teilnehmern wohnungslose Menschen, die ihre freundlichen Gastgeber sein werden», luden Schmidt und Brahms zu einem Besuch ein.

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