Di, 03.05.2011Kirchlicher Friedensbeauftragter sieht im Tod Bin Ladens keinen Grund zur Freude

Bremen (epd). Der Tod des Terroristenführers Osama bin Laden kann nach Auffassung des Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, kein Grund zur Freude sein. «Ich würde es nicht mal als Erfolg bezeichnen», sagte der leitende Bremer Theologe am Montag in einem epd-Gespräch. Es sei immer richtig gewesen, Bin Laden zur Rechenschaft ziehen zu wollen, betonte Brahms. Dies könne aber nur mit rechtsstaatlichen Mitteln geschehen.

Den Kopf des Terrornetzes Al Kaida gefangen zu nehmen und vor den Internationalen Gerichtshof zu stellen, wäre der richtige Weg gewesen, sagte Brahms: «Es kann nicht die erste Absicht sein zu töten.» Wenn er im Feuergefecht getötet worden sei, «ist das kein Grund zum Feiern». Bin Laden war bei einer Kommando-Aktion amerikanischer Spezialkräfte in Pakistan ums Leben gekommen. Jubelnde Menschen feierten daraufhin seinen Tod auf den Straßen der amerikanischen Hauptstadt Washington.

«Da ist kein Platz für Rachegefühle», sagte Brahms. Er könne zwar die Gefühle der Angehörigen jener Opfer verstehen, die bei den Terroranschlägen im September 2001 in New York getötet worden seien. «Für Rache gibt es keine theologische Rechtfertigung», sagte der evangelische Theologe.

Brahms begrüßte die Aussage von US-Präsident Barak Obama, dass die Kommando-Aktion nicht gegen den Islam, sondern gegen einen falschen Propheten gerichtet gewesen sei. «Muslim zu sein heißt im wörtlichen Sinn, für den Frieden zu sein», bekräftigte Brahms.

Nach der Mitteilung vom Tod des Al-Kaida-Führers hat die US-Regierung ihre Staatsangehörigen im Ausland vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen gewarnt und ihre Botschaften weltweit in Alarmbereitschaft versetzt. Brahms sagte, die Welt sei jetzt weder friedvoller noch sicherer geworden. «Damit ist weder der Terrorismus verschwunden noch Al Kaida», sagte er. Wichtig sei, in diesem Zusammenhang nach den Wurzeln des Terrorismus zu fragen, zu denen ein Missbrauch der Religionen und eine ungerechte Weltwirtschaftsordnung gehörten.


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