Mo, 14.03.2011Kirche mahnt zu Abkehr von Atomenergie

Frankfurt a.M./Braunschweig/Oldenburg (epd). Die Kirchen in Deutschland haben in ihren Sonntags-Gottesdiensten für die Opfer der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan gebetet. Angesichts der schweren Störfälle in einem japanischen Atomkraftwerk mahnten hohe Kirchenrepräsentanten zugleich eine Abkehr von der Kernenergie an.
Die Katastrophe zeige «die Zerbrechlichkeit des Lebens», sagte der Ratsvorsitzende der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, in Hamburg. Papst Benedikt XVI. gedachte beim traditionellen Angelus-Gebet in Rom der unzähligen Toten, Verletzten und Obdachlosen.

   «Die Bilder des tragischen Erdbebens und des Tsunami haben uns alle zutiefst erschüttert,» sagte der Papst auf dem römischen Petersplatz. Er äußerte seine Anteilnahme am Leid der Menschen und sagte, er bete für die Betroffenen. Das Kirchenoberhaupt sprach ferner den Hilfskräften Mut zu, die sich «mit beachtlicher Schnelligkeit» um die Überlebenden kümmerten.

   Der EKD-Ratsvorsitzende kritisierte die Atomtechnik als «nicht menschengerecht». Die Menschen hätten sich angewöhnt, mit Technik umzugehen, die weder einen menschlichen Fehler noch irgendwelche außergewöhnlichen Einflüsse von außen verzeihe, sagte der rheinische Präses im Eröffnungsgottesdienst der Fastenaktion «7 Wochen Ohne». Zur Geschöpflichkeit der Menschen gehöre es aber, dass sie Fehler machten.

   Die EKD-Auslandspfarrerin in Tokio, Elisabeth Hübler-Umemoto, appellierte an die Christen in Deutschland: «Betet bitte weiter für die Menschen hier.» «Wir sind erschüttert von der Unermesslichkeit des Leids, dass über so viele Menschen gekommen ist», sagte die westfälische Theologin. Die Kirchen in Japan begannen nach ihren Angaben am Sonntag, Hilfen für die vom Tsunami betroffenen Menschen zu organisieren. Die Hilfswerke Diakonie (evangelisch) und Caritas (katholisch) riefen zu Spenden auf.

   Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Friedrich Weber, sprach von einem «tiefen Erschrecken angesichts der Naturkatastrophe und ihrer zerstörerischen Folgen».
Weber sagte, eine mögliche nukleare Katastrophe als Folge des Erdbebens stärke auch in Niedersachsen die Sensibilität für den Umgang mit der Atomkraft im Blick auf die Atomanlagen in Gorleben und das marode Atommüll-Endlager Asse bei Wolfenbüttel. Er habe mit Schrecken wahrgenommen, wie sich eine Spalte im Globus geöffnet habe und sich alles, was bisher als sichere Zukunftsvision in dem hoch technisierten Japan galt, ins Gegenteil verkehrt habe.

   Sein oldenburgischer Bischofs-Kollege Jan Janssen forderte dazu auf, die atomare Bedrohung ernst zu nehmen. Dazu gehöre auch, sich von Konzepten der Energiegewinnung zu verabschieden, die auf die Nutzung der Kernenergie setzten, sagte der leitende evangelische Theologe am Rande eines Gottesdienstes im Berliner Dom.

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