Mo, 10.01.2011Käßmann: Politiker sollen im Ausland Christenverfolgung ansprechen

Essen (epd). Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann fordert deutsche Politiker auf, sich künftig bei allen Auslandsbesuchen für verfolgte Christen einzusetzen. «Es ist sehr gut, wenn Politikerinnen und Politiker bei all ihren Auslandsbesuchen, in die Türkei, nach China, in islamische Länder, auch eine christliche Gemeinde besuchen», sagte sie den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Montagsausgaben). Das sei ein klares Zeichen der öffentlichen Anerkennung.

Bei diesen Gelegenheiten sollten Politiker die Religionsfreiheit unmissverständlich ansprechen, appellierte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie sollten darauf hinweisen, dass Muslime in Deutschland selbstverständlich ihren Glauben praktizieren dürften: «Genau das wünschen wir uns in jedem anderen Land der Erde, auch für die Christen.»

In Deutschland ist nach Käßmanns Einschätzung das Bewusstsein nur gering ausgeprägt, dass Christen die am meisten verfolgte Religionsgruppe der Welt sind. Die deutsche Gesellschaft selbst sei zudem noch auf der Suche nach einer Balance zwischen «Multikulti» und einer «Leitkultur». Es müsse noch intensiver darüber debattiert werden, «was das Eigene ist und was der Grundkonsens des Gemeinsamen sein muss». Anders als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei sie nicht der Meinung, dass «Multikulti» gescheitert sei, «auch wenn ich verstehe, was die Kanzlerin meint», sagte Käßmann, die im vergangenen Jahr nach einer Alkoholfahrt ihre Leitungsämter niedergelegt hatte.
Am Mittwoch hält sie ihre Antrittsvorlesung als Gastprofessorin an der Universität Bochum.

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