Di, 15.02.2011Käßmann lehnt Zivilcourage-Preis als Auszeichnung für Rücktritt ab

Preis wird nicht an Theologin verliehen Hannover/Hamburg (epd). «Preiswürdiger Rücktritt» überschrieb der «Spiegel» seine Meldung, derzufolge Margot Käßmann für ihren Rückzug als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgezeichnet werden soll. Am Dienstag gab die Theologin der Europäischen Kulturstiftung Pro Europa einen Korb: Sie lehnte die Auszeichnung mit dem Zivilcourage-Preis der Stiftung ab, weil in den Medien einseitig ihr Rücktritt als Grund für die Preisvergabe in der Vordergrund gestellt worden sei. Zwar entspreche es nicht den Tatsachen, dass ihr der Preis ausschließlich für die Entscheidung zum Rücktritt verliehen werden sollte, erklärte die 52-jährige ehemalige hannoversche Landesbischöfin in Berlin. Doch lasse ihr die Berichterstattung einiger Medien keine andere Möglichkeit, als die Auszeichnung abzulehnen. In der Erklärung der Stiftung heiße es, der Preis solle ihr für Zivilcourage als Seelsorgerin, Bischöfin und Ratsvorsitzende verliehen werden, vor allem für die mit dem Satz «Nichts ist gut in Afghanistan» angestoßene öffentliche Debatte: «So hätte ich den Preis angenommen, um ihn in der Dankesrede den Menschen zu widmen, die sich in der Friedensfrage couragiert an vielen Orten einmischen, ohne dass ihnen je ein Preis verliehen würde.» Der Stiftung danke sie für die Ehre, die sie ihr zuteil lassen wollte, heißt es am Schluss der Erklärung. Der Präsident der Stiftung Pro Europa, Ernst Seidel, äußerte im Gespräch mit «Spiegel online» Bedauern über die Entscheidung, ließ zugleich aber Verständnis durchblicken. Die Stiftung habe mit dem Preis das Lebenswerk der Theologin auszeichnen wollen. Es sei bedauerlich, dass die Öffentlichkeit nach Bekanntwerden davon ausgegangen sei, vor allem ihr Rücktritt werde als Zivilcourage interpretiert. «Bislang haben wir keinen Alternativ-Kandidaten für den Preis», sagte Seidel. Die Auszeichnung sollte der Theologin am 4. März in der Frankfurter Paulskirche verliehen werden. Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» hatte bereits am Wochenende über die Würdigung vorab berichtet und aus der Begründung der Jury ausschließlich Passagen zitiert, die sich auf den Rücktritt beziehen. Mit diesem habe Käßmann erheblichen Mut bewiesen und sei zum Vorbild für andere Personen des öffentlichen Lebens geworden. Die Theologin war im Februar vergangenen Jahres bei einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss in Hannover gestoppt worden. Sie legte daraufhin den Ratsvorsitz und ihr Amt als hannoversche Bischöfin nieder.

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