Mo, 06.07.2009Jungen zehnmal häufiger computerspielabhängig als Mädchen

Berlin/Hannover (epd). Jungen werden zehnmal so häufig abhängig von Computerspielen wie Mädchen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), warnte am Freitag in Berlin am Rande einer Expertentagung vor den Folgen. Abhängige Jungen hätten schlechtere Noten in den Schulfächern Deutsch, Mathematik, Sport und Geschichte und schwänzten Unterricht fast doppelt soviel wie gleichaltrige Jungen. Als Grund gäben 64 Prozent einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen zufolge an, sie spielten am Computer statt zur Schule zu gehen.

Drei Prozent der 15-jährigen Jungen sind bereits süchtig, weitere
4,7 Prozent gefährdet. Dies geht aus einer repräsentativen Befragung von 15.000 Jugendlichen zu ihrem Computer-Verhalten hervor, die das Forschungsinstitut gemacht hat. 16 Prozent der 15-jährigen Jungen spielen mehr als viereinhalb Stunden pro Tag.

Von Sucht spreche man aber erst, wenn die Spieler selbst sagten, sie hätten ohne das Spielen Entzugserscheinungen oder kämen im Alltag immer weniger zurecht, erläuterte der Direktor des Forschungsinstituts, Christian Pfeiffer. Vor diesem Hintergrund sei die Hälfte der Vielspieler gefährdet oder bereits abhängig.

Die Entwicklung beim Umgang mit dem Internet und Computerspielen sei eine Haupterklärung für den alarmierenden schulischen Leistungsabfall von Jungen im Vergleich zu Mädchen, sagte Pfeiffer.
Für Mädchen und junge Frauen liege die Gefahr nach Erkenntnissen ausländischer Experten eher im Chatten und in Netzwerken, dies sei aber in Deutschland bisher nicht erforscht.

Die Drogenbeauftragte Bätzing forderte eine Altersbeschränkung für den Verkauf von Computerspielen. Insbesondere sei «absolut nicht nachvollziehbar», dass das Spiel «World of Warcraft», das bei jedem fünften Spieler zur Abhängigkeit führe, bereits von Zwölfjährigen gekauft werden könne. Sie empfehle, das Spiel ab 18 Jahren freizugeben. Pfeiffer forderte eine Abgabe von 10 Cent auf jedes verkaufte Computerspiel für einen Fonds zur Erforschung und Bekämpfung der Internet-Sucht. Bei 40 Millionen verkauften Spielen pro Jahr stünden einem solchen Fonds dann vier Millionen Euro zur Verfügung, sagte er.

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.