Mi, 27.04.2011Gymnasiast aus Westerstede stellt Bundesumweltminister unbequeme Fragen

Von Martina Schwager (epd) =

Osnabrück/Westerstede (epd). Er diskutiert mit Landwirten und Politikern, unterrichtet in Grundschulen, doziert an der Universität und macht im kommenden Jahr das Abitur. Wenn seine Mitschüler sich vom Lernstress erholen, fängt für Justin Müller aus Westerstede im niedersächsischen Ammerland das Engagement erst an. Der 18-Jährige ist Experte für Moore, Klimawandel und Artenvielfalt. Er ist wortgewandt und nimmt kein Blatt vor den Mund: «Das Abtorfen der Moore muss verboten werden», sagt er bestimmt.

Diese Meinung will er auch gegenüber Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) vertreten. Vom 6. bis 8. Mai wird Müller in Osnabrück als einer von 200 ausgewählten Jugendlichen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich an einem Jugend-Umweltkongress zur Artenvielfalt teilnehmen. Röttgen will sich den Fragen der jungen Umweltexperten stellen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, das Umweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz haben unter dem Motto «Jugend, Zukunft, Vielfalt» dazu eingeladen.

Der Schüler holt sich seine Argumente nicht nur aus Büchern. Er forscht selbst. Seit zwei Jahren hat er einen Forschungsauftrag mit Stipendium des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig. In seiner Freizeit fährt er regelmäßig die Mess-Stationen im Hollweger Moor ab, sammelt Wasser- und Bodenproben ein. Im Labor in der Schule oder in den Ferien in Leipzig analysiert er jede einzelne von ihnen unter dem Mikroskop. Selbst in den USA hat er seine Ergebnisse schon präsentiert.

Er dokumentiert den Kohlenstoffgehalt, die Auswaschungsgrade der Nährstoffe oder fahndet nach einem bislang unbekannten Bakterium. Der Kohlenstoff-Gehalt im Torf sei enorm hoch, hat er herausgefunden. «Deshalb werden beim Verbrennen von Torf gigantische Mengen von Kohlenstoffdioxid frei.» Dennoch stoße er bei Diskussionen mit den Bauern, die mit dem Abtorfen Geld verdienten, immer wieder auf taube Ohren. «Den globalen Aspekt sehen die meisten nicht.»

Auch die Vielfalt der Pflanzen und Tiere ist sein Thema. Er beobachtet, welche Arten sich bei der schrittweisen Renaturierung von Mooren wieder ansiedeln. Zudem untersucht er, ob das Blaualgenwachstum an der Nordseeküste seinen Ursprung in den Ammerländer Mooren haben könnte. Sein neuestes Projekt ist jedoch die Suche nach Pollen im Moorwasser.

Artenvielfalt wird zwar auch das Hauptthema des Jugend-Kongresses in Osnabrück sein. Aber auch um aktuelle und unbequeme Fragen etwa hinsichtlich der Atomenergie werde der Umweltminister wohl nicht herumkommen, meint Müller: «Ich hoffe, dass er gegenüber der Jugend, die ja noch lange mit den negativen Folgen dieser Technik leben muss, mal Klartext redet.»

Seine Eltern und Freunde finden sein Umweltengagement prima und unterstützen Justin. Ihm selbst macht es vor allem Spaß. «Das ist unglaublich spannend. Es verbindet alle drei Naturwissenschaften und noch die Politik.» Außerdem geht er wie andere junge Leute gern mal abends in die Kneipe, spielt Kicker oder tanzt für sein Leben gern, erzählt er: «Bis auf das Moor bin ich also ganz normal.»

Internet: www.jugend-zukunft-vielfalt.de, www.dbu.de

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