Mo, 25.05.2009Feier auf Pflastersteinen, Dreibeinstühlen und Papphockern - 100.000 Menschen lassen Kirchentag im Schlussgottesdienst ausklingen

Bremen (epd). Freya Sommer hat sich mit ihren Freundinnen Verena und Janina etwas an den Rand der Bremer Bürgerweide auf das Pflaster gesetzt. «Wir wollen schneller wieder weg kommen und unseren Bus erreichen», sagt die 15-Jährige aus Goslar. Den Abschlussgottesdienst des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentages, den 100.000 Menschen am Sonntag auf dem Messengelände feiern, wollen sie sich aber nicht nehmen lassen. «Ich habe noch nie im Leben mit so vielen Gottesdienst gefeiert», sagt Freya mit Blick in die Menge.

Auf der Bürgerweide stehen die Besucher, sitzen auf Dreibeinstühlen oder Papphockern mit dem Kirchentagslogo. Andere haben es sich wie Freya einfach auf dem Boden so bequem wie möglich gemacht. Mit Regenschirmen, Tüchern und Mützen schützen sie sich gegen die schon am Morgen strahlende Sonne. Erfindungsreiche haben sich aus den Stadtplänen, die sie zum Ende des fünftägigen Christentreffens nicht mehr benötigen, Hüte gefaltet. Die Stimmung ist manchmal ausgelassen und manchmal meditativ, auch wenn am Rande gelegentlich ein Handy klingelt.

Die Predigt, in der der italienische Theologieprofessor Daniele Garrone von Hoffnung spricht, wird mit Applaus bedacht. Als Garrone sagt, «herausposaunen ist gut, wenn dabei Musik herauskommt», brandet vor allem rechts von der Bühne Beifall auf. Dort glänzt Blech, und Notenblätter leuchten in der Sonne. Rund 5.000 Bläser begleiten von diesem Platz aus den Gottesdienst musikalisch. Ihre T-Shirts mit Aufdrucken wie «Posaunenchor Kottmarsdorf Oberlausitz» oder «Domgemeinde Schleswig» zeigen, dass sie aus ganz Deutschland nach Bremen gekommen sind.

Bei der großen Gottesdienstgemeinde ist das Abendmahl, zu dem Oblaten und Traubensaft gereicht wird, eine logistische Herausforderung. Rund 100 mit Blumen und Kreuzen geschmückte Altartische sind an den Gängen aufgebaut. Pastoren im Talar reichen Tonkelche und Körbe an Helfer weiter, die sie durch die Menge tragen.
Ein Schild mit einem Papierschiff zeigt, wo sie sich gerade befinden.
Das Schiff ist zu einem der Symbole des Kirchentags in Bremen geworden, bei dem auch der Überseehafen der Stadt Veranstaltungszentrum war.

Ein weiteres Kennzeichen des Protestantentreffens waren die Schals mit dem Kirchentagsmotto «Mensch, wo bist du?». Ihr helles Blau leuchtet überall aus der Menge. Garrone trägt den Schal zum Talar, und die Präsidentin des Kirchentags, Karin von Welck, zu ihrem roten Kostüm. Von Welck dankt unter Applaus und dem Tusch der Posaunen den Gastgebern aus Bremen und Umgebung: «Ihre Freundlichkeit und Herzlichkeit hat uns alle begeistert.»

Gastfreundschaft und eine «gute und fröhliche Stimmung» trotz der Enge, die manchmal in der Stadt herrschte, sind auch die Eindrücke, die Gisela Mollenhauer-Butzkies und Werner Butzkies mit auf ihre Heimreise nach Kehl am Rhein nehmen. «Es herrscht eine Offenheit. Wo man geht und steht, kommt man mit Leuten ins Gespräch», sagt Gisela Mollenhauer-Butzkies. «Dass die jungen Leute so gut drauf sind», begeistert ihren Mann.

Die beiden 53-Jährigen haben ihr Auto auf einem Parkplatz am Stadtrand bereitgestellt und sind mit der Straßenbahn zum Messegelände gefahren. Für den Rückweg stellen sie sich noch einmal auf Gedränge und auf Staus ein. Obwohl sie noch mehr als 600 Kilometer Heimweg vor sich haben, verlassen sie Bremen nicht, bevor sie im Abschlussgottesdienst den Segen empfangen haben. «Der Abend der Begegnung am Mittwoch war der Einstieg mit vielen. Diesen Schluss brauche ich für eine runde Sache», sagt Gisela Mollenhauer-Butzkies.

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