Sa, 24.09.2016Expertin Zeitun: Prävention gegen Islamismus muss früh ansetzen

Osnabrück (epd). Die Prävention gegen eine islamistische Radikalisierung Jugendlicher muss nach Ansicht der Osnabrücker Pädagogin Dua Zeitun frühzeitig ansetzen. «Wenn Jugendliche sich radikalisieren, dann ist das ein Prozess, der Monate und Jahre dauert», sagte Zeitun im Interview der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstagsausgabe). «Da müssen wir rechtzeitig in dieser Entwicklung ansetzen. Die Gesellschaft muss endlich auch Jugendliche einbinden und nicht ausgrenzen, die Probleme bereiten.» Die Muslima Zeitun aus Osnabrück steht nach eigenen Angaben mit ihrem Verein «Mujos» («Muslimische Jugendcommunity Osnabrück») mit mehr als 1.000 Jugendlichen in den sozialen Netzwerken in Kontakt. An ihren Projekten in der Region beteiligen sich etwa 60 Jugendliche, die Hälfte von ihnen sind Flüchtlinge. «Viele Jugendliche, gerade unter den oft traumatisierten Flüchtlingen, zeigen auffälliges Verhalten, das ich mit ihnen aufarbeite», sagte sie. «Oft sind sie depressiv, oder ich vermittle bei problematischem Kontakt mit den Eltern.» Radikal ideologisches Gedankengut verbreite sich stark über das Internet, sagte die Tochter eines Imams. Dort setzten Islamisten stark auf Heldengeschichten und gäben vor, Lösungen für die Ungerechtigkeiten dieser Welt zu haben. «Sie spitzen zu und sagen: Die anderen Muslime gucken nur zu, wir tun auch etwas gegen diese Ungerechtigkeit.» Bei Suchmaschinen wie «Google» landeten die Jugendlichen schnell auf den Seiten von islamistischen Predigern wie Pierre Vogel. «Jugendliche finden an Pierre Vogel leider so faszinierend, dass er sehr klar ist und laut und mutig auftritt», sagte sie. «Sie brauchen aber starke und mutige Vorbilder in ihrem Umfeld, zu denen sie aufschauen können, die ihnen aber gleichzeitig den gemäßigten Islam vorleben.» Zeitun tritt etwa über Facebook mit den Jugendlichen in Kontakt und veranstaltet Seminare um radikalen Thesen etwas entgegen zu setzen. «Man muss muslimischen Jugendlichen eine Plattform geben, wo sie sich auch kritisch äußern können», sagte sie. «Es ist besser, sie äußern das mir gegenüber und diskutieren es mit mir, als das mit einem radikalen Prediger zu besprechen.»

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.