Mo, 28.09.2009Experte: Tourismus kann Image der Kirche verbessern

Falkenburg/Hannover (epd). Der Tourismus kann nach Ansicht des Diakoniewissenschaftlers Professor Ralf Hoburg aus Hannover das Bild der Kirche in der Öffentlichkeit erheblich verbessern. «Die Touristiker haben längst erkannt, wie wichtig die Kirchengebäude für den lokalen Tourismus sind. Die Kirchen dagegen haben noch immer nicht erkannt, dass der bewusste Umgang mit ihren Kirchen Teil des kirchlichen Marketings werden kann», sagte Hoburg am Wochenende in Falkenburg bei Bremen bei der Vorstellung des von ihm herausgegebenen Buches «Zwischen Ortsgemeinde und Tourismus».

Hoburg hatte im Auftrag der hannoverschen Landeskirche erstmals eine Studie zum Verhältnis von Kirche und Tourismus erstellt. «Der Binnentourismus blüht, weil die Menschen seit der Wiedervereinigung auf einer Spurensuche nach der eigenen deutschen Geschichte sind», sagte er. Dabei suchten die Urlauber gezielt Kirchen auf, weil sie als Orte der Werteentwicklung und Kulturgeschichte bedeutsam seien. Dies sei für die Imagewerbung der Kirchen eine große Chance und Herausforderung.

Der Wunsch nach Glaubenserfahrungen komme bei den Besuchern jedoch erst an zweiter Stelle. Hoburg warnte vor der Vorstellung von einer «Gelegenheit der schnellen Mission». Wer als Tourist gegen seine Absicht «bepredigt» werde, dürfte langfristig ein negativ besetztes Kirchenimage in seinem Kopf haben.

Die Besucher erwarteten von der Kirche ein hochwertiges kulturelles Erlebnis, gerade weil der Glaube in ihrem Alltag nur noch eine begrenzte Rolle spiele. Der Experte für kirchliche Marktforschung verglich den Kirchenbesuch von Touristen mit einem Opernabend. «Den kann man genießen ohne gleich Mitglied im Opernverein zu sein.»

Die Studie hat Hoburg zufolge gezeigt, dass die Tourismusunternehmen ein großes Interesse an kirchlichen Angeboten haben, davon aber oft keine Kenntnis erhielten. «Kirchengemeinden werben nur mündlich oder mit Flyern, vielleicht mit Plakaten, für ihre Veranstaltungen.» Touristiker suchten dagegen überwiegend im Internet nach interessanten Veranstaltungen und präsentierten auch ihre eigene Werbung im weltweiten Netz.

«Der Tourismus bietet ein großes Potenzial, um das Kirchenbild in der Öffentlichkeit nachhaltig zu verbessern», sagte Hoburg. Insbesondere kirchenferne und junge Menschen könnten wieder an die Religion herangeführt werden. Dennoch sei der Kontakt zwischen Kirchen und Touristikern noch sehr schlecht. Die von Ralf Hoburg herausgegebene Studie «Zwischen Ortsgemeinde und Tourismus» ist im Blumhardt-Verlag Hannover erschienen und kostet 10,90 Euro.

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.