Mi, 04.05.2011EKD-Ratsvorsitzender: Erleichterung nach Tod bin Ladens nachvollziehbar

Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hält die Erleichterung, mit der auf die Tötung von Osama bin Laden reagiert wird, für nachvollziehbar. Darin komme zum Ausdruck, dass eine «Symbolfigur des internationalen Terrorismus» nun nicht mehr wirken könne, sagte Schneider dem epd. Er wandte sich allerdings dagegen, den Tod eines Menschen mit dem Gefühl der Freude zu verbinden: «Das ist keine Kategorie, in der ich denke.» Der westfälische Präses Alfred Buß kritisierte die Tötung des Anführers des Terrornetzwerkes Al Kaida.

Wenn ein grausames Regime zu Fall komme, könne man sich darüber freuen, gab Schneider zu bedenken. Und es sei wohl folgerichtig, wenn sich dieses Ende mit dem Tod eines Despoten verbindet. «Aber über einen konkreten Tod kann man nicht jubeln», markierte der Theologe als Grenze. Ähnlich hatten sich der evangelische Friedensbeauftragte Renke Brahms und Vatikan-Sprecher Federico Lombardi geäußert.

Der Ratsvorsitzende erinnerte daran, dass über die Frage des Tyrannenmordes gerade von den Christen im deutschen Widerstand gegen die Nazi-Herrschaft intensiv gerungen wurde. Dabei sei klar, dass man durch Tun und Unterlassen gleichermaßen schuldig werden könne. Schneider verwies in diesem Zusammenhang auf den Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945). Der kurz vor Kriegsende hingerichtete Widerstandskämpfer habe klar gemacht, dass auch der Tyrannenmörder schuldig werde, aber bei Gott auf Gnade hoffen dürfe.

Nach ethischen Maßstäben kann es Schneider zufolge geboten sein, Gewalt auszuüben, um ausufernde Gewalt zu beenden. Aber auch ein so begründeter Einsatz von Gewalt müsse maßvoll sein, argumentierte der rheinische Präses.

Gewalt anzuwenden, um Gewalt aus der Welt zu schaffen, sei eine verhängnisvolle Logik, sagte Präses Buß der «Neuen Westfälischen» (Dienstagsausgabe). «Die Welt wird nicht besser, indem man Menschen tötet, sondern dadurch, dass man auf seine Feinde zugeht», argumentierte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen. Das erfordere einen langen Atem.

Buß äußerte Zweifel, dass der Tod bin Ladens die Welt friedlicher mache. Die Ursachen des Terrors seien noch längst nicht beseitigt, wenn seine Symbolfigur weg sei, erläuterte er. «Das Feindbild ist weg, nicht aber die Bedrohung.» Bin Laden sei zweifellos für Terroranschlage und gezielten tausendfachen Mord verantwortlich. «Ob sein Tod aber das Töten beendet oder eher forciert, ist offen», sagte der Präses.


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