Di, 22.03.2011EKD-Experte: Kein unbewältigbarer Pfarrermangel zu erwarten

Hannover (epd). Die evangelische Kirche reagiert mit Gelassenheit und Entschlossenheit auf zurückgehende Pfarrerzahlen: «Es gibt keinen Grund zur Dramatisierung, wohl aber Anlass, mit Entschlossenheit zu reagieren», sagte Joachim Ochel, Ausbildungsreferent der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Dienstag im epd-Gespräch. Es gebe genügend erfolgversprechende Strategien, um in den nächsten Jahren zu erwartende Lücken auszugleichen.

Als Beispiele nannte Ochel die verstärkte Werbung für den «sehr attraktiven Pfarrberuf und ein überaus spannendes Studium» oder die Einrichtung eines Master-Studienganges Theologie für Menschen mit akademischer Ausbildung und Erfahrung in anderen Berufen.

Hintergrund ist die zu erwartende hohe Zahl an Pensionierungen.
Der evangelische Pfarrerverband geht von einem ernstzunehmenden Pfarrermangel in den 22 EKD-Landeskirchen spätestens ab 2020 aus.
Zurzeit arbeiten bundesweit rund 20.000 landeskirchliche Theologen in diesem Beruf. Ochel räumte ein, dass der «Pensionsberg» mit den nach heutiger Datenlage dann fertig ausgebildeten Theologen nicht völlig ausgeglichen werden kann.

Die Problematik der Prognosen sei aber, dass es sich um Rechnungen «mit mehreren Unbekannten» handele, fügte Ochel hinzu. So wisse man nur prognostisch, wie sich die Zahl der Gemeindemitglieder und die Kirchenfinanzen entwickeln werden. Außerdem sei das Verhältnis von Pfarrstellen zu Kirchenmitgliedern steuerbar und ebenso die Anzahl von übergemeindlichen Funktionspfarrämtern.

Bei nüchterner EKD-weiter Betrachtung komme man zu dem «Ergebnis eines leichten Mangels», nicht aber zu «dem einer dramatischen Situation». Dies schließe aber nicht aus, dass die Entwicklung in einzelnen Landeskirchen zu besonders intensiven Anstrengungen der Personalgewinnung nötige.

Im Impulspapier des EKD-Rates «Kirche der Freiheit» von 2006 wird der Pfarrberuf als «Schlüsselberuf» bezeichnet. Daher soll in diesem Bereich «unterproportional» gekürzt werden. Weiter heißt es in dem Papier: «Eine sinnvolle Zielvorgabe für das Jahr 2030 ist eine Zahl von 16.500 Pfarrerinnen und Pfarrern.»

Auf den Anwärterlisten in den einzelnen evangelischen Landeskirchen ist die Zahl der Theologiestudierenden nach einem Tief in den vergangen Jahren leicht gestiegen. So waren im Jahr 2009 rund 2.400 Studenten eingetragen. 1992 waren es allerdings noch 8.500. In die Anwärterlisten lassen sich nur Studierende eintragen, die beabsichtigen, Pfarrerinnen und Pfarrer zu werden. Die Eintragung ist nicht verpflichtend.

Die Gesamtzahl der Studierenden, die evangelische Theologie als erstes Fach angeben, erhebt das Statistische Bundesamt für das Wintersemester 2008/2009 mit 8.652. Dies war eine leichte Zunahme. 59 Prozent von ihnen sind weiblich. Höhepunkt war das Wintersemester 1984/85 mit rund 16.600 Theologie-Studierenden. Die Zahlen gingen zurück auf rund 7.000 im Wintersemester 2004/05. Vergleichbare Größen gab es in den 1970er Jahren.

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