Sa, 16.05.2009Diakonie-Präsident entschuldigt sich bei ehemaligen Heimkindern

Kottnik legt erste wissenschaftliche Untersuchung zur Fürsorgeerziehung in der frühen Bundesrepublik vor

Hannover/Bielefeld (epd). Der Präsident des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Klaus-Dieter Kottnik, hat am Freitag in Hannover die bundesweit erste wissenschaftliche Untersuchung über das Schicksal von Heimkindern in diakonischen Einrichtungen der 50er bis 70er Jahren vorgestellt. «Ich bedauere zutiefst, was damals im Namen der Diakonie geschehen ist», sagte Kottnik. Das 370-seitige Buch «Endstation Freistatt» untersucht die Erziehungsmethoden in der «Diakonie Freistatt» bei Bremen, die für viele Zöglinge von Zwang, Gewalt und Willkür geprägt waren.    Rund 7.000 Jungen hätten zwischen 1949 und 1974 in dem Tochterunternehmen der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel gelebt. «Ich habe mir bis vor zwei Jahren nicht vorstellen können, dass wir so etwas in unserer Geschichte der Diakonie mitschleppen», sagte Kottnik. Mehrere Hunderttausend Kinder und Jugendliche waren in der frühen Bundesrepublik oft aus nichtigen Anlässen in vorwiegend kirchliche Heime eingewiesen worden. Viele von ihnen wurden geschlagen und zur Arbeit gezwungen, auch sexuelle Misshandlungen gehörten zum Teil dazu. Eine Schulausbildung erhielten sie häufig nicht.    Er habe früher von Einzelschicksalen gesprochen, sagte der Präsident weiter. Heute wisse er, dass dies eine unzulässige Bagatellisierung sei. Das erzieherische Handeln in Freistatt und anderen Einrichtungen überträfe bei weitem das, was damals in den Schulen und Familien üblich war. «Ich will, dass es für die Betroffenen in irgendeiner Form eine Wiedergutmachung gibt», betonte Kottnik. Der vom Bundestag im Februar 2008 eingerichtete «Runde Tisch Heimerziehung», an dem sich auch die Diakonie beteiligt, wolle Ende Juni erste Vorschläge unterbreiten.

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