Do, 29.10.2009Diakonie in Niedersachsen kritisiert Wehrzeitverkürzung

Oldenburg/Köln (epd). Die Diakonie in Niedersachsen hat die geplante Verkürzung des Wehr- und Zivildienstes von neun auf sechs Monate scharf kritisiert. «Diese Reform ist nicht zu Ende gedacht und geht zulasten der jungen Männern und ihrer Familien», sagte der Diakonie-Referent für den Zivildienst, Theo Lampe, am Donnerstag in Oldenburg dem epd. Schulabgänger müssten nach einem halbjährigen Dienst neun Monate auf den nächstmöglichen Studienbeginn oder sieben Monate auf den Beginn ihrer Lehre warten. Weil die jungen Männer in dieser Wartezeit keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hätten, müssten ihre Eltern für den Lebensunterhalt aufkommen.

Lampe kritisierte weiter, dass mit der Reform die seit Mitte dieses Jahres geltende Verbesserung des Zivildienstes als Lerndienst wieder zurückgenommen werde: «In der kurzen Zeit bleibt keine Zeit, um Teamfähigkeit und andere soziale Kompetenzen zu erlernen. Damit erreichen der Wehrdienst und der Zivildienst bestenfalls die Qualität eines Praktikums.»

Der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Jens Kreuter, bezeichnete die Verkürzung als politische Vorgabe, die er inhaltlich nicht zu bewerten habe. Erste Gespräche mit Einrichtungsträgern über angemessene Bedingungen für einen sinnvollen Zivildienst habe er bereits geführt, sagte er in Köln dem epd. Kreuter räumte ein, dass bestimmte Aufgaben, etwa das Rettungswesen, wegen der langen Ausbildungszeiten für den Zivildienst künftig nicht mehr infrage kämen.

Lampe regte eine einfach zu handhabende freiwillige Verlängerung des Zivildienstes auf neun oder zwölf Monate an, um die Lebensplanung der jungen Männer zu erleichtern: «Dann aber mit einem höheren Sold und einer starken finanziellen Beteiligung durch den Gesetzgeber.» Bislang teilten sich der Bund und Einrichtungen die Kosten für den Zivildienst.

Viele Pflegeeinrichtungen können und wollen Lampe zufolge bei einer verkürzten Dienstzeit keine Zivis mehr beschäftigen. Urlaub und Ausbildung nähmen allein schon rund sieben Wochen in Anspruch. «Dann stünden die Zivis ihren Einrichtungen gerade einmal vier Monate zur Verfügung. Das lohnt sich für viele nicht.» Die Konsequenzen etwa für Krankenhäuser oder Altenheime seien noch nicht abzusehen. Ob dann noch ausreichend Plätze für die jährlich rund 70.000 Zivildienstleistenden zur Verfügung stünden, sei fraglich.

Ein Ausbau des Freiwilligen Sozialen Jahres sei für die Häuser, die derzeit Zivis beschäftigen keine Alternative, sagte Lampe. Der Staat beteilige sich monatlich mit rund 230 Euro an einer Zivildienststelle. Für eine Freiwilligen-Stelle zahle der Bund aber lediglich 76 Euro: «Angesichts der angespannten Lage auf dem Sozialmarkt ist das für die Einrichtungen keine Alternative.»

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