Di, 19.04.2011Diakonie begrüßt Überlegungen in der Union zur privaten 24-Stunden-Betreuung

Hannover/Berlin (epd). Vertreter der Diakonie in Niedersachsen haben Überlegungen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zur Pflegereform begrüßt. In einem Diskussionspapier schlagen die Gesundheitspolitiker der Unionsparteien ein neues Finanzierungsmodell nach österreichischem Vorbild vor, um eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung alter Menschen in ihrem Zuhause zu ermöglichen.

Dem Papier zufolge sollen dabei die Betreuungskräfte ein eigenes Zimmer und freie Kost bekommen sowie 800 bis 1.000 Euro im Monat verdienen. Die Sozialbeiträge und damit die Voraussetzung für eine legale Beschäftigung sollen wie in Österreich von den Pflegekassen übernommen werden. Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung in Köln schätzt, dass bereits rund 100.000 Haushaltshilfen aus mittel- und osteuropäischen Ländern in deutschen Familien alte Menschen betreuen. Viele von ihnen arbeiten schwarz.

Der Direktor des Diakonischen Werkes der hannoverschen Landeskirche, Christoph Künkel, sagte: «Wir begrüßen es, wenn Menschen aus der Illegalität heraus in vernünftig geregelte Arbeitsverhältnisse überführt werden.» Allerdings sei es eine Illusion, damit den Pflegenotstand beheben zu können. Die Betreuerinnen etwa aus Polen dürften nur in der Hausarbeit eingesetzt werden. Es bleibe offen, wie sie in ihren Rechten, etwa auf eine
geregelte Arbeitszeit, geschützt werden sollen. Auch müsse gesichert werden, dass keine pflegerische Arbeit geleistet wird. Dies dürften nur ausgebildete Fachkräfte.

Nach Ansicht des Oldenburger Diakonie-Chefs Thomas Feld muss dringend die Frage nach der Qualität der Arbeit gestellt werden. «Gerade die Betreuung dementer Menschen ist höchst anspruchsvoll und psychisch wie körperlich belastend.» Gewalt gehöre zum Krankheitsbild von Demenz. Eine Konkurrenz zur stationären Pflege in Einrichtungen sieht er nicht.

Trotz allem werde die Oldenburger Diakonie keine Frauen für die 24-Stunden-Betreuung vermitteln, betonte Feld. «Die Gefahr, dass die Frauen ausgenutzt werden, ist uns zu hoch.» Der katholische Landescaritasverband Oldenburg will dagegen ab Mai auf Anfrage polnische Frauen vermitteln. Voraussetzung ist ein zusätzlicher Vertrag mit einer Sozialstation für die pflegerische Arbeit. Auch will die Caritas regelmäßig die Arbeitsbedingungen kontrollieren. Im Nordrhein-Westfalen bietet die evangelische Diakonie Ruhr-Hellweg eine 24-Stunden-Betreuung an.


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