Mo, 19.10.2009Deutsch-britischer Hörfunkgottesdienst aus Coventry mahnt zur Versöhnung

Hannover/Coventry (epd). Der deutsche evangelische Auslandspastor Peter Büttner aus Birmingham und Canon Adrian Daffern von der Kathedrale im englischen Coventry haben 70 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges zur Versöhnung zwischen den Völkern aufgerufen. Sie predigten im Dialog in einem Radiogottesdienst, der am Sonntag live von NDR Info Radio aus der neuen Kathedrale in Coventry übertragen wurde. Angeschlossen waren auch die Sender WDR 5 und RBB.

Die Kathedrale steht direkt neben den Ruinen der gotischen Kathedrale, die von deutschen Bomben im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. «Das ist für mich gelebte Versöhnung: Die Kriegsgegner von einst, die diese wunderbare mittelalterliche Kathedrale im Zweiten Weltkrieg zerstörten, feiern nun Gottesdienst in der neu erbauten Kathedrale», sagte Büttner. Vergebung bedeute nicht, Unrecht und Schuld zu vergessen, sondern ohne Bedingung auf den ehemaligen Feind zuzugehen: «Vergebung ist wie eine neues Band, das gewebt wird, oder wie eine Brücke über den Abgrund hinweg.» Es sei eine bleibende Aufgabe, solche Brücken zwischen den Völkern zu bauen.

Büttner und Daffern erinnerten an den damaligen Propst von Coventry, der nach dem Bombenangriff der Deutschen im November 1940 die Wort «Father forgive» («Vater, vergib») in die Mauern der Ruine meißeln ließ. Aus großen Zimmermannsnägeln sei außerdem ein Kreuz zusammengefügt worden, das als «Nagelkreuz von Coventry» berühmt wurde. In rund 150 Kirchengemeinden weltweit befänden sich heute Nagelkreuze und mahnten zum Frieden. Zahlreiche Städtepartnerschaften verbinden Coventry mit Städten, die unter Kriegen besonders gelitten haben, darunter auch Dresden.

Daffern berichtete, wie er im vergangenen Jahr bei einem Gedenken an die Bombardierung des Augustinerklosters in Erfurt am 25. Februar 1945 das Nagelkreuz «als Zeichen des Friedens und der Versöhnung» übergeben hatte. Wie in Coventry seien bei dem Luftangriff in Erfurt Hunderte Menschen zu Tode gekommen und Häuser zerstört worden. «Die Erfahrung unserer Stadt war die Erfahrung von Erfurt.» Und ebenso wie in Coventry sei dort die Bereitschaft zur Versöhnung spürbar gewesen.

Harold Nash, der während des Krieges Bombenangriffe gegen Deutschland flog, erzählte im Gottesdienst seine Geschichte. Er habe später Deutsch gelernt und sei Friedensaktivist geworden. «Damit wir niemals vergessen, mache ich das alles», sagte er. Man dürfe die deutschen Gräueltaten in den Konzentrationslagern nicht vergessen. «Wir mussten Deutschland angreifen. Aber wie dies geschah, war ein Verbrechen.»

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