Fr, 25.02.2011Bremer Modellversuch befreit Ältere aus ihrer Einsamkeit

Bremen (epd). Durch Hausbesuche will eine Bremer Initiative ältere Menschen aus der Einsamkeit holen. Mit dem Modellversuch «Aufsuchende Altenarbeit» gelinge es, die Senioren wenigstens zum Teil aus ihrer Isolation zu befreien, zu aktivieren und sie so länger in der eigenen Wohnung zu halten, sagte Mitkoordinatorin Beate Brokmann am Freitag am Rande eines Fachtages. Die Besuche werden von professionellen Kräften in Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen ausgeführt.

«Viele Ältere kommen einfach nicht mehr aus ihrer Wohnung heraus und leiden unter ihrer Einsamkeit», erläuterte Brokmann. Durch die Teilhabe am Leben im Stadtteil werde ihre Lebensqualität verbessert.

Das Projekt läuft seit Anfang 2009 in den Bremer Stadtteilen Hemelingen und Obervieland. Durch die Initiative ist in dieser Zeit ein Netzwerk unterschiedlichster Partner entstanden, zu dem das kommunale «Haus der Familie», ein Dienstleistungszentrum der Paritätischen Dienste, die evangelische Kirche und der Arbeiter-Samariter-Bund gehören. Die Universität Bremen begleitet das Projekt wissenschaftlich.

Ein erster Kontakt entsteht entweder durch einen Brief oder ein Telefonat und einen Besuch. Einfach sei das nicht, hieß es. Gerade ältere Menschen mit einer beginnenden Demenz seien oft ängstlich und misstrauisch und wollten keine Hilfe annehmen. Deshalb bekommen die Besuchenden über das Bildungswerk der evangelischen Kirche eine Fortbildung etwa in Gesprächsführung und zu Krankheitsbildern. «Bei dem Projekt gewinnen alle: die Besucher und diejenigen, die besucht werden», betonte Bildungswerkleiter Hans-Gerhard Klatt.

Derzeit werden den Angaben zufolge 70 teils hoch betagte Ältere regelmäßig besucht. «Das hat präventiven Charakter - was wir tun, läuft zusätzlich zu den Angeboten etwa von Pflegediensten und ist für die Älteren immer kostenlos», bekräftigte Brokmanns Kollegin Christina Meyerhoff. Entstanden sind so neben den Besuchen beispielsweise Fahrdienste, die auch mit begleiteten Einkaufstouren verbunden werden, ein «Nostalgie-Kino», eine Zeitzeugen-Gruppe zu Kriegserlebnissen und ein wöchentliches Senioren-Café.

«Unsere Besucherinnen haben Zeit, das ist ganz wichtig», sagte Meyerhoff. Doch rein ehrenamtlich und ohne Geld könne das Modell nicht laufen, weil der Besuchsdienst ausgebildet und begleitet, das Projekt koordiniert und Veranstaltungen organisiert werden müssten.

Erst kürzlich ist die Initiative, die bis Ende Mai befristet war, verlängert worden. Mit knapp 54.000 Euro soll sie nun zunächst bis zum Jahresende weiterlaufen. Die guten Erfahrungen seien übertragbar, bilanzierte Klatt, der sich eine Ausweitung auf die ganze Stadt wünscht. Ob das gelingt, ist allerdings fraglich, denn das Land Bremen leidet unter einer Haushaltsnotlage.

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