Mo, 18.05.2009Bildung einer niedersächsischen Kirche in weite Ferne gerückt

Hannover (epd). Die Bildung einer gemeinsamen evangelischen Kirche in Niedersachsen ist nach Angaben der leitenden Theologen der fünf Kirchen in dem Bundesland in weite Ferne gerückt. «Die Diskussion hat gezeigt, dass eine gemeinsame Kirche für die Mehrzahl der Synodenmitglieder kein Thema ist», sagte der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber am Montag dem epd. Weber ist zugleich Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.

   Der Rat der Konföderation hatte sich am Montag in Hannover mit den Beschlüssen der Synoden von Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und der Evangelisch-reformierten Kirche auseinandergesetzt. Nur das hannoversche Kirchenparlament hatte sich für einen Zusammenschluss ausgesprochen. Die anderen vier Kirchen befürworteten zwar den weiteren Ausbau der konföderierten Zusammenarbeit, lehnten aber ein Zusammengehen ab.

   Deshalb werde auch der von der Konföderationssynode für September beschlossene Reformausschuss nicht zustande kommen, hieß es. In diesem neu zu bildenden Ausschuss sollten ein Konzept und ein Zeitplan zur Schaffung einer niedersächsischen Kirche erarbeitet werden. Der Rat werde nun Vorschläge erarbeiten, wie die Kirchen künftig zusammenarbeiten können.

   Die Diskussion sei in eine Richtung gelaufen, für die die Zeit noch nicht reif gewesen sei, sagte Weber: «Der große Gewinn ist: Wir wissen jetzt, wo wir dran sind.» Der Ratsvorsitzende sprach sich dafür aus, die Zusammenarbeit innerhalb der Konföderation zu vertiefen.

   Weber hatte die Diskussion über einen Zusammenschluss im März bei der Konföderationssynode angeregt. Er sprach sich dafür aus, die «kirchlichen Weichen» neu zu stellen. Die evangelische Kirche müsse mit ihrer Botschaft in Niedersachsen auch künftig «erkennbar und wirksam im ganzen Land präsent sein».

   Die fünf Kirchen mit rund vier Millionen Mitgliedern hatten sich
1971 zu einer Konföderation zusammengeschlossen, um ihre Interessen gegenüber dem Land gemeinsam zu vertreten. Eine einzige niedersächsische Kirche war vor 38 Jahren aus Sicht der kleineren Kirchen nicht vorstellbar. Der Vertrag war aber von Anfang an auf ein mögliches Zusammenwachsen zu einer Kirche angelegt.

   Doch nur das hannoversche Kirchenparlament der mit rund drei Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche in Deutschland beschloss Anfang Mai einstimmig, den Reformprozess zu unterstützen. Landesbischöfin Margot Käßmann hatte auf die organisatorischen Vorteile hingewiesen.

   Das braunschweigische Kirchenparlament sprach sich in der vergangenen Woche in Goslar zwar für eine engere Zusammenarbeit der fünf Kirchen aus, wies aber Pläne zur Bildung einer gemeinsamen Kirche zurück. Der Oldenburger Bischof Jan Jassen sagte vor seiner Synode in Rastede, es sei derzeit sei nicht ersichtlich, welche inhaltlichen und finanziellen Vorteile eine Fusion für die fünf Kirchen bringen könne. Die Landeskirche sei zurzeit mit eigenen Reformen beschäftigt.

   Auch die Synode von Schaumburg-Lippe hat die Überlegungen zur Bildung einer gemeinsamen Kirche als «verfrüht und kontraproduktiv» bezeichnet. Die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche hatte im April zurückhaltend auf einen möglichen Zusammenschluss reagiert, aber beschlossen, dass sich die Reformierten an weiteren Gesprächen in der Konföderationssynode beteiligen wollen.

www.evangelische-konfoederation.de



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