Fr, 18.09.2015 Beratungszentrum: Immer mehr Familien in Not suchen Hilfe

Hannover (epd). Die Belastungen für Familien werden nach den Erfahrungen von Lebensberatern der Diakonie in Hannover immer größer. «Das weichgezeichnete Bild, das wir oft von Familien sehen, hat nichts mit der harten Realität zu tun», sagte der hannoversche Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes am Freitag. Er stellte die Jahresbilanz des dortigen Evangelischen Beratungszentrums vor. Fast jedes dritte Kind in der Landeshauptstadt lebe in Haushalten, die auf staatliche Unterstützung angewiesen seien, um das Existenzminimum zu sichern, sagte der Pastor: «Das System Familie ist unter Druck.» Dies spiegele auch in einer Vielzahl von Fällen im Beratungszentrum.

Das Zentrum hat im vergangenen Jahr insgesamt rund 1.600 Menschen beraten. Die Fallzahlen seien im vergangenen Jahr weiter angestiegen, sagte der Leiter des Zentrums, der Sozialpsychologe Axel Gerland. Partnerschafts- und Familienprobleme seien dabei mit Abstand die wichtigsten Anlässe gewesen. Das Evangelische Beratungszentrum in Hannover ist die größte Beratungsstelle der freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen

Auch die Anfragen aus der Arbeitswelt seien angestiegen, betonte Gerland. «Psychische Erkrankungen sind nach Gelenkkrankheiten inzwischen der zweithäufigste Ausfallgrund.» In einem neuen Projekt können sich deshalb Arbeitnehmer mit «Arbeits- und Belastungsstörungen» anonym in dem Zentrum beraten lassen. Betroffene erhielten beim Betriebsarzt oder der Mitarbeitervertretung einen Gutschein dafür, erläuterte der Psychologe. Der Arbeitgeber zahle die ersten drei Sitzungen, erfahre aber nicht, um welchen Angestellten es sich handele.

Seit Dezember 2013 arbeite die Beratungsstelle dazu mit 13 großen und mittleren Firmen in der Stadt zusammen, erläuterte Angela Wilhelm, die das Projekt als psychologische Beraterin leitet. «Durch den Firmenkontakt erreichen wir viele Betroffene, die sonst nicht kommen würden.» Bei den Sitzungen gehe es etwa um Burn-Out oder schwere Konflikte am Arbeitsplatz. Die Führungsetagen der Unternehmen hätten diese Probleme mittlerweile erkannt und legten Wert auf Gesundheitsmanagement. «Dort laufe ich mit unserem Projekt offene Türen ein.»

Internet: Beratungszentrum: http://u.epd.de/24t



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