Di, 25.01.2011Beratungsstellen fordern bessere Hilfen für Missbrauchsopfer

Göttingen/Düsseldorf (epd). Fachstellen gegen sexuellen Missbrauch und Gewalt mahnen mehr Unterstützung und Hilfen für Betroffene an.
Nach einem Jahr intensiver öffentlicher Diskussion sei trotz aller politischen Absichtserklärungen bisher keine Verbesserung der Hilfen für die Opfer festzustellen, bilanzierten bundesweit mehr als 120 Beratungsstellen am Dienstag in einer gemeinsamen Presseerklärung.

Die Fachstellen, darunter etwa der Frauennotruf Göttingen, die Vereine Zartbitter aus Köln und Münster, Zornröschen aus Mönchengladbach, ANYMA aus München, sowie Tauwetter und Wildwasser aus Berlin, unterstreichen ihr Plädoyer für eine strafrechtliche Verurteilung von Tätern. Allerdings dürften Strafverfahren nicht auf Kosten der Opfer gehen. «Die Praxis der Strafverfolgungsbehörden vernachlässigt in vielen Fällen den gesetzlich vorgeschriebenen Opferschutz.»

Im Sinne von Opferschutz und Kindeswohl müsse eine zeitnahe und kurze Verfahrensdauer sichergestellt werden, fordern die Berater.
Qualifizierte Sonderkommissarien müssten verpflichtend eingerichtet werden. Bei der Vernehmung müssten verbindliche Mindeststandards gelten, etwa Schulungen für Polizisten, Richter und Staatsanwälte oder die Vermeidung von Mehrfachvernehmungen.

In der aktuellen Diskussion um Missbrauch in Institutionen werde deutlich, dass in der Vergangenheit Taten verschleiert oder vertuscht worden seien, hieß es weiter. «Heute besteht die Gefahr, dass Institutionen, um den eigenen Ruf zu retten, vorschnell Strafanzeige erstatten.» Dabei werde häufig nicht oder nur unzureichend geklärt, ob das betroffene Kind die zusätzlichen Belastungen eines Strafverfahrens durchstehe.

Auch mit Blick auf den sogenannten Runden Tisch mit Vertretern aus Kirche, Politik, Wissenschaft und Verbänden beklagen die Unterzeichner Defizite. Mit wenigen Ausnahmen habe die Bundesregierung bei der Zusammensetzung des Gremiums auf die Kompetenz parteilicher Fachstellen gegen sexualisierte Gewalt verzichtet, heißt es. «Damit blieben die Erfahrungen der Stellen weitgehend ungenutzt, die in den vergangenen Jahrzehnten die Angebote und Konzepte zum Thema sexualisierte Gewalt aufgebaut haben.»

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