Do, 19.12.2013Armut nimmt immer noch zu - Bremen auf dem letzten Platz im Ländervergleich

Bremen/Hannover (epd). Deutschland steht nach Ansicht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes vor einer sozialen Zerreißprobe.
Dem «Bericht zur regionalen Armutsentwicklung 2013» zufolge, den der Verband am Donnerstag in Berlin vorlegte, nimmt trotz guter Konjunktur und sinkender Arbeitslosigkeit die Armut weiter zu. «Jeder Siebte lebt an oder unter der Armutsgrenze», sagte der Geschäftsführer des Wohlfahrtverbandes, Ulrich Schneider.

Dazu komme eine regionale Kluft: Ganze Regionen verödeten und würden von reichen Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg abgehängt, heißt es in dem Bericht. Dort sinkt die Armutsquote weiter und liegt mit 11,1 und 11,2 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt.
Bremen belegt mit 23,1 Prozent vor Mecklenburg-Vorpommern den letzten Platz unter den Bundesländern - in beiden Ländern ist die Armutsquote 2012 gestiegen. Damit sind in den abgehängten Ländern mehr als doppelt so viele Menschen arm wie in den wohlhabenden Bundesländern.

Die Armutsquote liegt dem 3. Armutsbericht des Paritätischen zufolge insgesamt bei 15,2 Prozent und ist damit seit 2006 fast kontinuierlich gestiegen. Niedersachsen liegt mit 16,0 Prozent unter dem Durchschnitt und belegt den achten Platz unter den 16 Ländern. Die Armutsquote ist hier seit 2005 um einen halben Prozentpunkt angestiegen. Die Ergebnisse beruhen auf dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes.

Eine Trendumkehr gibt es den Angaben zufolge nicht, obwohl die Arbeitslosigkeit deutlich gesunken ist und weiter abnimmt. Die Experten vom Paritätischen führen das auf die «Amerikanisierung des Arbeitsmarkts» zurück mit einer Zunahme an unsicheren, schlecht bezahlten Jobs, die nicht zu ausreichenden Einkommen führen.

Als arm gilt, wer als Single weniger als 869 Euro im Monat zur Verfügung hat. Für ein Paar mit zwei Kindern liegt die Grenze bei 1.826 Euro. Das entspricht 60 Prozent des mittleren Einkommens.

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.