Mi, 29.05.2013Ärzte wollen bessere Gesundheitsversorgung für sozial Schwache

Hannover (epd). Der Deutsche Ärztetag hat sich für eine bessere Gesundheitsversorgung von sozial schwachen und illegal in Deutschland lebenden Menschen ausgesprochen. «Die Schere zwischen Arm und Reich im Gesundheitssystem öffnet sich auch in diesem wohlhabenden Land weiter», beklagte der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, am Mittwoch auf dem 116. Deutschen Ärztetag in Hannover.

Seinen Angaben zufolge ist die Lebenserwartung eines jungen männlichen Erwachsenen, der in der untersten Bevölkerungsschicht geboren wird, um zehn Jahre geringer als die eines Kindes aus der obersten Schicht. «Das ist auf Dauer in einer so reichen Gesellschaft nicht erträglich», sagte Montgomery. In einem entsprechenden Leitantrag setzen die Ärzte nun vor allem auf Präventionsmaßnahmen etwa im Bereich der Bildungspolitik.

Für illegal oder unversichert in Deutschland lebende Menschen forderte der Ärztekammerpräsident die Möglichkeit eines «anonymen Krankenscheins». «Wer in Deutschland lebt - egal ob legal oder illegal - hat einen Anspruch auf die selbe medizinische Versorgung wie alle anderen», sagte Montgomery. Es dürfe nicht das Problem «hochmotivierter Mediziner» sein, die Behandlung von unversicherten Menschen kostenlos zu übernehmen.

Der Deutsche Ärztetag sprach sich auf seiner Tagung in Hannover auch für eine Ablehnung der von SPD und Grünen geplanten Bürgerversicherung aus. Man habe sich mit diesem Thema jedoch «völlig unbeeinflusst von parteipolitischen Strömungen» auseinandergesetzt, betonte Montgomery nach Kritik aus der Politik. Nach Ansicht der Ärzte soll das duale System der Krankenversicherung gestärkt werden. Dabei sprachen sie sich für einen einkommensunabhängigen Arbeitnehmerbeitrag von etwa 130 bis 170 Euro sowie einem Arbeitgeberbeitrag von 7,3 Prozent aus.

In der Diskussion um Korruption im Gesundheitswesen wünschen sich die Ärzte laut Montgomery «klare gesetzliche Regeln». Allerdings lehnen sie eine Telefonüberwachung von Praxen bei Verdachtsfällen ab, wie ihn der Gesetzentwurf der SPD-geführten Länder vorsieht. Das «Patient-Arzt-Verhältnis» genieße einen besonderen Schutz, sagte Montgomery. Deshalb bedeute das Abhören in der Praxis einen «Eingriff in bürgerliche Grundfreiheiten».

Der 116. Deutsche Ärztetag tagt noch bis Freitag in Hannover.
Weitere Themen sind unter anderen die Gebührenordnung für Ärzte sowie die zunehmende Ökonomisierung im Gesundheitssystem.

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